Ein Adventure auf der Langstrecke
Die heutige Tour ist eine meiner liebsten! Schon lange hatte die Planung für diese Runde bestanden, doch es dauerte ein wenig, bis sich Leute fanden, die sie mitgehen wollten. Wer hängt sich schon freiwillig mehr als 25 Kilometer Wanderung ans Bein? Doch es gelang mir, Elko mit Hilfe meiner Aufnahmen aus dem Tiefenbachtal und dem Wurmbachtal zu begeistern. Ich hatte die Hoffnung auf ähnliche Aufnahmen auf dieser Tour und meine Hoffnungen wurden weit übertroffen. Nach dem Elko Ariane reinen Wein über das Profil und die erwartete Länge dieser Runde eingeschenkt hatte, entschied sie sich zu unserer Überraschung, uns ebenfalls zu begleiten.
Harzer Bergwald Tourendetails:
Startpunkt: Großparkplatz westlicher Ortseingang Länge: 27 Kilometer Stempel Harzer Wandernadel: 57, 67, 69 Download: GPX-Datei | ||
Morgendlicher Start in Friedrichsbrunn
Eine lange Tour mit vielen schweren Kilometern lag vor uns, so brachen wir schon sehr zeitig auf. Unser Startpunkt befindet am Ende des westlichen Parkplatzes von Friedrichsbrunn. Ich hatte dies bewusst so gewählt, dass wir nicht bei der Rückkehr mit schweren Füßen noch lange auf unsere Autos zulaufen müssen. Am Ende waren wir auch alle froh darüber. Doch zurück zu unserer Wanderung. Zuerst geht es Richtung Ortskern bis zur Hotel-Pension Brockenblick. Das Wetter ist klar und die Brockenspitze am Horizont deutlich zu erkennen. Gemütlich biegen wir auf die große Weide hinter der Pension ein und steuern unserem ersten Ziel entgegen, dem Beginn des Tiefenbachtals. Dichter Buchenwald säumt unseren Weg, erste Sonnenstrahlen brechen an diesem kalten Morgen durch das Laub. Am Berge- und Tälerweg treffen wir auf den jungen Tiefenbach.
Ein Bach führt uns ins Tal
Ein kleines Rinnsal schlängelt sich am Wegrand entlang. Im oberen Bereich des Tals fällt das Gelände stetig ab. An der ersten Wegkreuzung treffen wir auf den Wanderweg TA8, kreuzen diesen und ziehen weiter in Richtung Treseburg. Das Tiefenbachtal wird im unteren Bereich extrem urisch. Umgefallene Bäume sind mit Pilzen bewachsen, der Bachlauf ist durch Äste verlegt und staut sich in kleinen Gumpen. Immer wieder kreuzen sich Bach und Weg, so dass man durch Furten den Bach durchwaten kann oder eine der hölzernen Brücken nutzen muss. An einem Felsüberhang beruhigt sich der Tiefenbach zeitweise. Am linken Wegrand entdecke ich einen Baumstumpf der über und über mit Schwefelköpfen bestanden ist. Ich habe einen solche Zahl von diesem Pilz schon einmal gesehen und nutze die Gelegenheit, ein paar interessante Perspektiven festzuhalten.
Das Tiefenbachtal strahlt eine sehr angenehme Ruhe aus, was zum einen durch den ständig präsenten Tiefenbach verursacht wird, zum anderen aber auch dem fast geschlossenen Blätterdach der Bäume links und rechts des Weges. Für eine Fotosafari und natürlich auch zum entspannten Wandern ist dieser Bereich zwischen Friedrichsbrunn und Treseburg unbedingt zu empfehlen.
Vesper mit Aussicht
Noch vor der Mündung in die Luppbode verlassen wir das Tiefenbachtal und steigen auf zur Hagebornstraße. Der Anstieg schmiegt sich an das Tiefenbachtal, oberhalb der Wipfel ist an offenen Stellen bereits das Bodetal und das Tal der Lupbode mit seinen Berghängen zu erkennen. An einem Holzlagerplatz mit freier Sicht auf die benachbarten Täler lassen wir uns nieder, wärmen uns in der ersten Oktobersonne des Jahres und decken den "Tisch" für unsere Vesper. Ariane und Elko hatten Bananen, Eier und andere Leckereien mitgebracht, mein Proviant setzte sich auf Trauben, kleinen Tomaten, Gurken und Minibratwürsten zusammen. Es wurde fleißig untereinander getauscht und dann die Aussicht bestaunt und die Sonne genossen. Irgendwann endet jede Pause mal und so verließen wir unseren Rastplatz, um weiter nach oben zu steigen.
Logenplatz über dem Bodetal
Den härtesten Teil des Anstiegs hatten wir bereits vor der Rast hinter uns gebracht. So sind nur noch wenige Meter bergan zu absolvieren, ehe die Hagebornstraße erreicht ist. Dieser Forstweg führt uns zu einer Spinne, an der der Pfad zum Weißen Hirsch abbiegt. Durch einen lichten Eichenwald nähern wir uns dem Aussichtspunkt über dem Bodetal. Schon durch Blätterdach am leicht abfallenden Hang sind die gegenüberliegenden Berge bestens zu erkennen. Der Ausblick am Weißen Hirsch prallt mit voller Wucht auf den Besucher. Geradezu schmiegen sich Treseburg und Altenbrak ins enge Tal der Bode, nach links ist der Ausläufer des Luppbodetals zu erkennen und am rechten Rand tront über allem erhaben in der Ferne der Brocken. Die Kanzel liegt so hoch und frei über dem Tal, dass man den Eindruck bekommt, man könnte den Treseburgern auf's Dach steigen. Die ganze Athmosphäre wird durch strahlenden Sonnenschein und fantastischer Weitsicht an diesem ersten Oktobertag unterstützt. Wir holen uns die Trophäe am Weißen Hirsch, den Stempel Nr.67 der Harzer Wandernadel. Dann genießen wir noch eine Weile das Panorama, posieren für die unvermeintlichen Fotos und ziehen langsam ins Tal nach Treseburg herunter. Der Bergpfad ist durch einen Steilhang gesäumt, bietet aber ausreichend Platz für sicheren Tritt. Denoch ist es sehr anstrengend, ständig das eigene Körpergewicht über die Kniegelenke abzubremsen.
Einstieg ins Bodetal
In Treseburg angekommen, wenden wir uns nach rechts und betreten das Bodetal, um zur Sonnenklippe zu gelangen. Für diesen Stempel, die Nr.69, verlassen wir extra unsere Runde. Zum einen liegt er so nahe bei der Runde und zum anderen ist die Sonnenklippe ein Muss unter den Wanderzielen an der Bode. Unterwegs nehme ich mir die Zeit, um einige Aufnahmen direkt am flachen Ufer der Bode zu machen. Nach einem kurzen Wegstück erreichen wir die Sonnenklippe, stempeln, verweilen kurz und kehren zurück zur Rundwanderung. Schon jetzt haben wir eine Distanz hinter uns, die einer durchschnittlich langen Tour entspricht. Aber es warten noch mehr als 10 Kilometer Rückweg nach Friedrichsbrunn auf uns. Also geht es wieder durch Treseburg. Unseren ursprünglichen Plan, in Treseburg eine Rast in einem Gasthof einzulegen, verwerfen wir auf Grund der fortgeschrittenen Tageszeit und der mehr als ausreichenden Verpflegung, die wir mit uns tragen.
Die Luppbode, unser ganz persönliches Wanderparadies
Hinter Treseburg führt der Weg nun immer an der Luppbode das Tal hinauf nach Allrode. In der Nähe der westlichen Talseite schlängelt sich die L93 entlang. Den so wie so spärlichen Autoverkehr nimmt man jedoch kaum wahr und die Straße wirkt sich zu keinem Zeitpunkt störend auf die Wanderung aus. So ziehen wir weiter, zu unseren Füßen ein Nebenfluss der Bode, die Luppbode. Im unteren Bereich ist das Flussbett breit und das kleine Flüsschen führt zu wenig Wasser, um wirklich Eindruck bei uns zu schinden. Doch schon bald wandelt sich das Bild. Der Verlauf der Luppbode wird enger und der Charakter eines Gebirgsflusses prägt sich stärker aus. Die Spätsommersonne steht jetzt tief und golden im Laub des Waldes und taucht das Wasser in einen warmen Schimmer. Jetzt brechen alle Dämme, das Fotofieber schlägt zu. An der Mündung des Tiefenbachs zwängt sich das Wasser durch große Geröll- und Schotterfelder. Der Pfad ist häufig nur einen kleinen Fehltritt vom Fluss entfernt. Der Weg wird schwerer passierbar. Wurzeln und Steine behindern erfolgreich das Fortkommen. Immer wieder führt der Weg vom Fluss weg an die Hangkante des Tals, wo wir u.a. auf die Grube Frieda stoßen, einer alten Erzmine. Eine Bank steht an eine unglaublich mächtige Fichte gelehnt, die unweigerlich ein Fotoposing erzwingt. Später zieht uns die Luppbode entgültig in ihren Bann. Natürlicher kann ein Fluss nicht fließen, wilder kann sein Aussehen kaum sein, beeindruckender kann kaum ein Anblick sein, wie sie über Stock und bemoosten Stein in Gumpen fällt und plätschernd ihren Weg findet. Sie ist unser ganz persönliches Wanderparadies an diesem Tag. Dank der Oktobersonne gibt es die Beleuchtung gratis als Sahne oben drauf!
Hohle Eiche und Echowiese
Kurz vor Allrode wechselt der Wanderweg auf die andere Talseite. Man muss ein paar Meter über die Straße zurück, um dann wieder in Flussnähe bergan zu wandern. Am Ortsrand von Allrode biegen wir auf den Wanderweg TA8 nach links ab. Die stark befestigte Forststraße führt uns geradewegs zur Hohlen Eiche. Dort ist die ehemalige Stempelstelle Nr.57 im System der Harzer Wandernadel. Durch dichten Wald führt der Weg dort hin. So kann ich diesen Stempel auch nachholen, da ich auf einer meiner vorherigen Wanderungen doch tatsächlich mein Stempelheft vergessen hatte. Direkt in der Nähe der Hohlen Eiche passieren wir die Echowiese(neuer Standort der Nr.57). Sie ist immer noch schön anzusehen. Besonders jetzt wieder, wo das Autowrack vom Frühsommer entfernt ist. Der weitere Weg nach Friedrichsbrunn ist eher unspektakulär, vergleicht man die Eindrücke mit dem Erlebten aus den Bach- und Flusstälern, die hinter uns liegen. Nach so vielen Kilometern fällt es uns so langsam auch schwerer, Freude über die Umgebung zu empfinden. Jeder Schritt tut weh und der Akku neigt sich der Belastungsgrenze. Der Wahrnehmungshorizont rückt immer näher. Am Parkplatz zurück, zeigt komoot einen Tachostand von 27 Kilometern. Meine Fresse! Eine tolle Leistung, aber keiner von uns hat so schnell auf Nachahmung Lust. Die Tour war der Hammer, die Streckenlänge allerdings auch. Und wir sind definitiv keine geborenen Langstreckenwanderer.
Fazit
Ich habe schon einige Wanderungen in den Beinen. Darunter waren sehr viele beeindruckte Touren, von denen jede ihr eigenes Gesicht hat. Aber die Runde durch Tiefenbachtal und Luppbodetal bekommt einen besonderen Platz in meiner Galerie! Die Vielzahl wechselnder Eindrücke, Buchenwälder, Fichtenwälder, Steilhänge, dunkle Täler, wilder Bach, uriger Flusslauf, grandiose Aussicht... Ich muss aufhören, sonst tue ich mir das bald wieder an. 27 Kilometer sind kein Pappenstiel, aber einmal muss man diese Runde gemacht haben, um die aufgezählten Erlebnisse aufnehmen zu können. Die Stempel der Wandernadel sind dabei wirklich zum Nebenereignis geworden, obwohl sie doch die Rahmenpunkte der Wanderung bildeten und irgendwann einmal den Anlass gaben, hier zu wandern. Man sollte diese Runde nicht ohne vorheriges Training auf kürzeren Touren gehen, sonst leidet der Genuß enorm. Fast die gesamte zweite Hälfte steigt permanent an. Man wird sich dessen nicht bewusst, da die Ablenkung durch die Umgebung sehr hoch ist. Erst auf dem letzten Stück wird einem klar, was man auf dieser Runde geleistet hat. Ich muss sie euch unbedingt empfehlen und werde sie mit Sicherheit nie vergessen! Unsere Erwartungen auf Grund früherer Erfahrungen im Tiefenbachtal hat sie bei weitem übertroffen.
Harzer-Bergwald-Empfehlung zur Übernachtung und Einkehr: Hotel-Restaurant Harzresidenz in Friedrichsbrunn Victorshöher Str. 2 Tel: 039487 / 74 74 0 | ||
Die Komoot-Karte zur Tour:
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