Geschunden und geschlagen wachen wir am nächsten Morgen am AlepVássjájågåsj auf. Nach wie vor hat er den Lärmpegel einer U-Bahnstation. Der Sarek gibt sich als Sieger mit der ersten Lektion, die er uns erteilt hat, zufrieden. Er lässt die Sonne ins Rapadalen scheinen. Kurzerhand entscheiden wir uns, so viel Sachen wie möglich zu trocknen. Unser Lager gleicht einem Wäscheplatz. Tatsächlich bekommen wir bis Mittag sehr viele Sachen trocken. Wir folgen dem AlepVássjájågåsj weiter ins Tal, wo wir ihn furten müssen. Die Querung ist einfach und Karsten kann endlich seine Neoprensocken testen. Ein kurzer Abstecher an den Rapaädno führt uns die Größe des Rapadalen vor Augen. Es ist gewaltig.
Unseren ursprünglichen Plan, im Rapasalet den Rapaädno zu queren und dann ins Sarvesvagge abzubiegen, haben wir bereits verworfen. Der Rapaädno führt zu viel Wasser und eine Furt wäre lebensgefährlich. Also Plan B, wir kürzen die Runde um die Schlaufe durchs Sarvesvagge. Wir haben eine schlechte Saison mit zu viel Wasser erwischt, was wir jetzt anerkennen.
Weiter durch die "Grüne Hölle" Rapadalen. Über den Pfad wechseln sich Sümpfe mit offenen Geröllfeldern ab, nur um dann wieder in den scheinbar undurchdringlichen Dschungel zurückzuführen. Vor dieser Umgebung hatte ich schon zu Hause bei der Sichtung einiger Videos höchsten Respekt entwickelt. Außerdem hat hier Europas größtes Landraubtier, der Braunbär, sein zu Hause. Die fehlende Sicht auf die schönen Berge tut ihr übriges. Meine Laune sinkt mit jedem Schritt. Karsten tut sein Bestes, um mich in Gespräche zu verwickeln. Es ist hoffnungslos.
Irgendwann kommen wir an den Rand des Rapasalet und stehen am Ufer des Rapaädno. Die Gegend ist atemberaubend. Hier treffen, von riesigen Bergen flankiert, drei Täler aufeinander und bilden einen Kessel. Zwei Schwedinnin sitzen bereits dort und genießen den Blick. Wir kommen ins Gespräch und können uns über Route und Ausrüstung austauschen. Sie empfehlen uns die Besteigung des Lådebakte, der direkt neben uns, 1500 Meter hoch, über dem Rapasalet wacht. Von seinem Gipfel ist ein Blick in alle drei Täler möglich. Wir haben ein neues Ziel!
Hier bleiben und die Wunden des zweiten Tages zu lecken ist jetzt die einzig richtige Entscheidung. Wir bauen das Lager auf, essen und sind sogar zu platt, ein Feuer zu machen. Beim Abwaschen schwimmt mir unser einziger Schwamm im Rapaädno davon. Ersatz ist schnell gefunden. Meine eine Socke ist von einem Blasenpflaster hin. Ausgewaschen ist sie so gut wie ein Schwamm.
Wir gehen ins Zelt und pflegen unsere geschundenen Körper.
Fazit
Es scheint so, dass der Sarek gerne gibt, aber niemals ohne Gegenleistung. Diesmal folgte nach Regen und Irrungen ein sonniger Morgen, der uns die Chance bot, alle Sachen trocken zu bekommen. Diese Gelegenheit haben wir dankbar genutzt. Was wird der Preis für dieses Geschenk sein?
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