Harzer Bergwald Tourendetails:
Startpunkt: Parkplatz Selkemühle Länge: 15 Kilometer Stempel Harzer Wandernadel: 182, 203 Download: GPX-Datei | ||
Durch das Selketal
Dieser Ausflug beginnt auf dem Parkplatz an der Selkemühle genau dort, wo sich das Selketal dem Wanderer einladend öffnet. Am Rand des Parkplatzes fanden Freunde der Harzer Wandernadel den Stempel Nr.180, der jetzt an den Alten Kohlenschacht Opperode verlegt ist. Vorbei an ihm beginnt ein breiter Wanderweg, der sich durch das ganze Selketal schlängelt. Ihm wollen wir jetzt für mehrere Kilometer folgen.
Schon nach wenigen Metern berührt die Selke beinahe den Wanderweg. Hier kann man sich zum ersten Mal mit ihrem Wasser abkühlen und sich an der Schönheit des naturbelassenen Flusslaufs erfreuen. Wer sich vorsichtig anschleicht, kann sogar die eine oder andere Forelle überraschen, die im Strom auf Insekten lauert. Die scheuen Tiere sind jedoch so wachsam, dass ihnen kaum eine Bedrohung entgeht und sie sich auf die Flucht stromaufwärts machen. Der Wanderweg geht weiter Richtung Meisdorf. Wiesen öffnen den Blick ins Tal, Laubbäume unterschiedlichster Arten bieten schattige Plätze. Wir treffen auf Beschilderungen für den Feldahorn, Spitzahorn und andere, wie Kastanie oder den häufig anzutreffenden Bergahorn. Auf der rechten Seite erheben sich die Berge, auf denen man irgendwo die Ruine der Burg Anhalt finden kann.
Dem Fluss weiter stromab folgend, treffen wir auf die Tidiansbrücke. Hier bieten sich auf beiden Seiten aussichtsreiche Motive direkt am Selkeufer. Diese Gelegenheit lasse ich nicht ungenutzt verstreichen. Eine robuste Trekkinghose und Wanderstiefel aus Leder schützen mich vor Schmutz, Wasser, Brennnesseln und aufdringlichen Insekten. Wieder sehe ich flinke Schatten im Wasser, die sich auf und davon machen. Ich schieße Aufnahmen aus allen erdenklichen Blickwinkeln. Das Ganze wiederholt sich auf der anderen Seite der Brücke.
Als Wanderer sollte man im Selketal zwischen Selkemühle und Talmühle stets daran denken, dass man sich die Wege mit Radfahrern teilt. Nehmen beide Seiten aufeinander Rücksicht, verlaufen die Treffen immer freundlich und entspannt. Die Wiesen des Tals waren zur Zeit meiner Wanderung fast alle erst vor Kurzem gemäht wurden. Immer wieder traf ich auf die großen Strohballen. So flog die Zeit dahin und ich erreichte die Schutzhütte am Mettenberg. Ein Tisch mit zwei Bänken dient als Rastplatz und links steht der Stempelkasten Nr.203 der Harzer Wandernadel. Nach einer Pause und einem netten Gespräch mit einem Radfahrer mache ich mich auf, um die Hügel oberhalb des Tals zu erreichen.
Langes Tal und Bauernwiese
Wenige hundert Meter im Tal zurück biegt ein Forstweg in den Berg ein. Ich folge jetzt dem Langen Tal hinauf zur Meisdorfer Trift. An den Hangseiten wurde teils vollständig der Wand geschlagen und neu aufgeforstet. Dadurch wird der Blick auf die steilen Hänge frei. Ein Bach murmelt am linken Wegrand, verbirgt sich aber stets im dichten Unterholz. Dafür schmücken sich die ersten Himbeeren in zartem Rot. Auf beiden Seiten des Weges stehen sie dicht an dicht. Vielleicht noch ein paar Tage und das Sammeln könnte sich wirklich lohnen. Etwas weiter oben liegt der Fingerhut in den letzten Zügen seiner Blüte. Weiß und rosa blühende Stauden geben sich ein Stelldichein. Auf der linken Seite zum Bachlauf hin blühen jetzt die Weidenröschen und stehen dem Fingerhut an Schönheit in nichts nach, so filigran wie sie sich im leichten Wind wiegen. Der Wald kehrt auf der rechten Seite wieder und ein kurzer Stichel bringt mich zur Meisdorfer Trift. Schon bald erreiche ich die Schutzhütte an der Bauernwiese. Der Weg durchschneidet die Wiese und biegt an ihrem nördlichen Ende nach links ab. Auch die Bauernwiese ist frisch gemäht. An den Waldrändern bieten sich zahlreiche Möglichkeiten für ein Picknick. Die Wiese ist weitläufig, hat teils sichtgeschützte Bereiche und ist bei weitem nicht so stark frequentiert wie die Wiesen im Selketal. Das Panorama am Beginn des Artikels zeigt die Bauernwiese auf der rechten Wegseite.
Aromadusche und Kuckhornwiese
Nach einer kurzen Pause geht es weiter in Richtung Kuckhornwiese, der zweiten großen Waldlichtung oberhalb des Selketals. Nach wenigen Metern durch dichten Wald trifft mich ein Geruch völlig unvorbereitet. Einen kurzen Moment brauche ich, um ihn zu realisieren. Mehrere Linden stehen in Reih und Glied. Sie blühen in voller Pracht und der schmale Forstweg hält ihren Duft für mich fest. Kein Windzug kann ihn davon blasen. So wandere ich unter diesen Bäumen und bekomme gratis eine Aromadusche. Zwischen Bauernwiese und Kuckhornwiese finde ich eine weitere Waldlichtung. Mitten auf der Wiese steht ein knorrige Eiche, die ich aus nur jedem erdenklichen Blickwinkel ins Visir nehme. Wind und Wetter haben deutliche Spuren hinterlassen, aber sie steht unbeugsam da. Weiter zur Kuckhornwiese bietet diese ein Panorama, das es locker mit der Bauernwiese aufnehmen kann. Wieder schaffen die Waldränder und schattenspendende Bäume lauschige Plätzchen, an denen es sich eine ganze Weile aushalten lässt. Am anderen Ende der Wiese jagt ein Fuchs Mäuse. Mangels Teleobjektiv denke ich erst gar nicht daran, ihm für ein Foto nachzustellen. Auf der gemähten Wiese hätte ich nicht die geringste Chance auf der Pirsch.
Der Schirm, das Jagdschloss Meiseberg und ein abendteuerlicher Abstieg zurück ins Tal
Den Schirm erreiche ich nach ca. einem Kilometer. Auch hier bietet eine Bankgruppe einen schattigen Platz für eine Pause. Neben einer großen Infotafel mit Wanderkarte steht die Stempelstelle Nr.182 der Harzer Wandernadel. Die letzte Rast des Tages ist zu Ende und ich steuere das Jagdschloss Meiseberg an. Der Wald links und rechts bleibt dicht. Irgendwann fällt mein Blick einige Meter hinein und das Spiel von Licht und Schatten hält mich gefangen. Der Tag ist weit fortgeschritten, so dass die abendliche Sonne ein ganz besonderes Schauspiel zwischen Bäumen und Waldboden bietet. Ich kämpfe mich durch kniehohe Buchensämlinge, um eine bessere Position für meine Aufnahmen zu erreichen. Leider können die Fotos nur einen Teil des Eindrucks wiedergeben, der sich mir in Wahrheit bietet.
Da langsam die Zeit eine Rolle zu spielen beginnt, ziehe ich weiter. Auf meinem Weg werde ich, wie schon so oft am heutigen Tage, Zeuge der stürmischen Gewalt der letzten Woche. Ich sehe eine Eiche, der auf einer Seite ein riesiger Leitast fehlt und jetzt am Wegrand liegt. Bereits im Selketal und auf dem gesamten Weg lagen Äste und ganze Bäume vom Wind gefällt.
Ich erreiche das Jagdschloss Meiseberg. Es ist für Besucher nicht zugänglich. Scheint aber bestens saniert. Ich schieße mein obligatorisches Foto und mache mich auf, den Pfad zu finden, der mich ins Tal bringt. Komoot fordert mich auf, nach rechts abzubiegen, doch da ist nichts. Irgendwann gehe ich einfach in den steilen Hang und suche nach dem Weg. Erfolglos! Stellenweise scheine ich ihn zu finden, um nur wenige Meter weiter wieder ins Zweifeln zu geraten. Dieser Abschnitt ist jetzt querfeldein und nicht für jedermann zu empfehlen. Die steilen Hänge bieten keinen Halt, Sturzgefahr lauert bei jedem Tritt. Gefallene Hainbuchen verlegen den Weg, Äste und Laub rutschen immer wieder unter meinen Füßen. Trotzdem halte ich mich an die von Komoot bezeichnete Route so gut wie möglich. Kurz vor dem Tal stoße ich doch noch auf das Reststück, einen Hohlweg. Dieser ist aber schon nach wenigen Metern so mit Unterholz verstellt, dass ich wieder weglos laufen muss. Letztendlich erreiche ich sicher die Straße, die zur Selkemühle führt.
Fazit
Diese Tour durch das Selketal gehört zu den sehr eindrucksvollen Touren, die zu dem sehr viel Platz für romantische Zwischenhalte bieten. Durch die Weitläufigkeit der Wiesen ist Ruhe und ungestörtes Genießen garantiert. Mit ca. 15 Kilometern Länge ist die Tour noch sehr moderat. Das einzige Hindernis zu den Wiesen stellt der kurze Anstieg vom Langen Tal zur Meisdorfer Trift dar. Ich empfehle euch diese Tour an einem sonnigen und warmen Tag in Angriff zu nehmen. Nehmt euch ein Buch mit oder packt Dinge für ein Picknick ein. Es wird jede menge Gelegenheiten geben!
Warnung!
Der Abstieg ist nicht zu empfehlen! Wer sich seiner Sache sicher ist, tut dies auf eigene Gefahr! Er ist sehr abenteuerlich, aber eben auch nicht ungefährlich. Wenn ihr das Jagdschloss sehen möchtet, solltet ihr euren Rückweg über den Schirm und den Antoinettenweg wählen. Wer auf das Jagdschloss verzichten möchte, geht den Antoinettenweg direkt ab dem Schirm ins Tal hinab. Wenn es tatsächlich jemand ab dem Jagdschloss nach unten versuchen möchte, dem wünsche ich guten Halt und eine gute Orientierung. Es geschieht, wie schon erwähnt, auf eigene Gefahr!
Die Komoot-Karte zur Tour:
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben!