Im ersten Moment habe ich so gar nicht vergegenwärtigt, was ich mir und Justus(13 Jahre) da so aufgebürdet habe. Es sollte eine interessante Tour mit Stempelstellen der Harzer Wandernadel werden. Na gut und sie würde um die 20 Kilometer Länge erreichen. Was ja auch nicht wenig ist. Dass dann mit Achtermannshöhe und Wurmberg auch noch zwei Neunhunderter auf der Tour lagen, machte sie nicht einfacher. Was zuerst nach einem ziemlich harten Szenario aussieht, war am Ende trotzdem nicht unüberwindbar. Der Kurze kam ca. bei Kilometer 20 auf dem Wurmberg an, nach einem schweißtreibenden Aufstieg über den Kuhlagerweg durch den Schnee, sah das Plateau und rief: Cool, ein Spielplatz. Und fort war er. Hatte er sich etwa gelangweilt? Aber eins nach dem anderen.
Harzer Bergwald Tourendetails
Startpunkt: Parkplatz Große Wurmbergstraße(kostenpflichtig) Länge: 22 Kilometer Stempel der Harzer Wandernadel: 12, 18, 136, 156, 168 Download: GPX-Datei | ||
Start mit Hindernissen
Es war schon ein tolles Hallo für uns zwei Flachlandtiroler, als wir den Parkplatz des Wurmbergs erreichten und die Piste noch sehr gut Schnee hatte. Zwar hatten wir den 1.April, aber das dort war kein Scherz. Der Schnee war echt. Also brachen wir auf, kämpften uns mühseelig auf die andere Seite mit unserem ersten Highlight im Visir, der Achtermannshöhe. Doch kaum die Piste überquert, schon gab es einen kurzen Aufreger. Komoot setzte mehrfach aus und der Track musste immer wieder neu gestartet werden. Irgendwann hang das Handy und ich musste der Hardware auf den Leib rücken, um die so sehr benötigte Software wieder verfügbar zu machen. Vermutlich ein Problem mit dem Akku. Währenddessen erfreute sich Justus an den Dämpfen, die das verdunstende Tauwasser in der Sonne bildete.
Irgendwie konnte ich das Handy zur Mitarbeit überreden und es ging weiter. Wir überquerten die nächste Piste und passierten das Rodelhaus an der Mittelstation. Die befestigten Forstwege störten uns nicht weiter, da die Schönheit der umgebenden Wälder alles aufwog. Den Kompromiss muss man im Nationalpark schließen, da es hier häufig nur diese Art Wege gibt. Die erste ausgibigere Fotosession haben wir an der Bärenbrücke, die über die Warme Bode führt. Justus ist sofort begeistert von der bernsteinähnlichen Färbung des Wassers. Also ordentlich auf den Steinen posen und weiter gehts. Das gleiche Schauspiel erwartet uns an der Moosbrücke. Dann folgen wir ein Stück der Kleinen Bode, um über den Milliardenweg zum Achtermann zu gelangen.
Im Reich der Wanderträume
So kämpfen wir uns durch die mittlerweile geschlossene Schneedecke. Die klare Luft lässt schon aus dem Wald einen Blick auf den Brocken zu. Was uns an der Achtermannshöhe erwartet, ahnt noch keiner von uns. Der Aufstieg zum Plateau gestaltet sich im schmelzenden Schnee sehr schwierig. Doch wir schaffen es und werden für unsere Mühe extrem gut belohnt. Der 360°-Blick von der Achtermannshöhe versetzt uns bei diesen Witterungsbedingungen ins Reich der Wanderträume. Den Brocken und den Wurmberg können wir mit Händen greifen. Die Fernsicht ist phänomenal! Wie high machen wir uns auf den Felsen breit und lassen es einfach nur noch geschehen. Relaxen in Reinform. Wie alle schönen Stellen, muss man auch irgendwann die Achtermannshöhe wieder verlassen. Am Fuß steht eine Schutzhütte mit der Stempelstelle Nr.12 der Harzer Wandernadel.
Von der Achtermannshöhe geht es bergab zur Warmen Bode in Richtung Dreieckiger Pfahl. An die vielen abgestorbenen Bäume gewöhnt sich das Auge mit der Zeit. Wir verlassen das immer kleiner werdende Rinnsal in seinem Quellbereich. Schon bald ist mit dem Dreieckigen Pfahl die nächste Stempelstelle des Tages erreicht, die Nr.168. Eine Schutzhütte bietet hier die Möglichkeit zur Rast.
Harzer Bergwald Tipp zur Achtermannshöhe Die Achtermannshöhe sollte man bei klarem Wetter angehen. Der Lohn wird eine atemberaubende 360°-Sicht auf dem Gipfel sein. | ||
Grenzweg und Eckersprung
Der Grenzweg zum Eckersprung ist mit einer kurzen knackigen Rampe im verschneiten Zustand kein Zuckerschlecken. Trotzdem bewältigen wir ihn und gelangen zum Eckersprung. Hier befindet sich, wie auch der Name schon sagt, das Quellegebiet der Ecker. Eine Schutzhütte und eine Sitzgruppe rundet die Stempelstelle Nr.136 der Harzer Wandernadel ab. Bis zum Dreieckigen Pfahl gehen wir den Grenzweg zurück und begleiten ihn dann parallel in Richtung höchstem Tagesziel, dem Wurmberg.
Hart aber harzlich
Als wir auf den Ulmer Weg schwenken, haben wir endlich den geliebten Waldboden unter unseren Füßen. Wurzelpfade erfordern höchste Aufmerksamkeit, bieten aber auch weichen Komfort unter den Sohlen. Am Brockenstein machen wir noch einmal kurz Rast, trinken und nehmen Wegzehrung auf. Denn vor uns liegt die letzte Herausforderung. Über den Kuhlagerweg steigen wir von Nordwesten den Wurmberg hinauf. Hier ist zuletzt niemand hoch. Der Schnee liegt unberührt und gibt unangenehm nach. Jeder Schritt ist doppelt schwer. Wir überqueren die Höhenmarke von 900 Metern ein weiteres Mal an diesem Tag. Zwischen den Bäumen drängt sich im Rücken wieder der Brocken ins Bild. Endlich haben wir das Plateau erreicht. Ich habe schon ziemlich die Schnauze voll von diesem schweißtreibenden Aufstieg. Doch was macht der Junge Hüpfer vor mir? Springt los und ruft laut: Cool, ein Spielplatz! Hab ich die ganze Zeit im falschen Film mitgespielt? Die Energiereserven von Kindern und Jugendlichen sind immer wieder ein Rätsel. Aber sie sind auch Segen. Es reicht eine kleine Attraktion und sie vergessen jede Anstrengung. Also tobt er sich aus und dann machen wir noch sehr schöne Erinnerungsfotos mit dem Brocken im Hintergrund und mit dem Blick in die Weite, die heute so klar ist. Nachdem wir nochmal richtig die Aussicht in uns aufgesogen haben, geht es ein paar Meter höher zur Baude, wo Stempel Nr.156 auf uns wartet.
Sagenhafter Harz zum Wurmberg DER WURMBERG - EIN KELTISCHER DRACHENTEMPEL ?! Vor Jahrhunderten ging bereits die Sage durch die Harzer Lande, man solle Abestand halten vom alten Drachenberg, oder Lindwurm- oder Wurmberg. Auf den Wurmberg selbst, ziehen von Osten her über die Hexentreppe an den acht hohen Tagen alle Teufelsweiber. Dort tanzen sie sich in Rage und Wollust und wecken den Drachen im Inneren ihrer Herzen, bevor sie jauchzend zum Brocken weiterfliegen. Man sagt, ein heidnischer Tempel aus vorchritlichen Zeitenhätte inmitten des Wurmberg-Plateaus gestanden. Bis heute sollen die Ruinen, trotz Zerstörung des Platzes durch frevelhafte Menschenhand, ihre Drachenenergie für dich bis heute bewahren. (aufgeschrieben von C. Kiehne, nach Pröhle, 1859) | ||
Der Abstieg über die Treppe ist auf den vereisten Stufen eine Konzentrationsaufgabe, geht aber ohne Unfall glatt über die Bühne. Wir schwenken zum Grenzweg und steuern auf den Kaffeehorst zu, der letzten Stempelstelle des Tages. Der sehr stark abfallende Plattenweg ist äußerst unangenehm für die Knie und wir sind froh, als wir ihn hinter uns lassen und am Kaffeehorst ankommen. Stempel Nr.18 ist unser 5.Stempel des Tages und wir haben sie uns alle hart erkämpft. Nur wenige Meter vom Kaffeehorst entfernt wartet unser Auto auf uns. Wir haben es geschafft. Vor allem bin ich aber gewaltig stolz auf Justus, der diese Tour so locker gemeistert hat und auf dem Wurmberg sogar noch Energie zum Spielen abrufen konnte.
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