"Der bissige Südharz", so bezeichne ich diese Tour. Schon bei der Planung erwartete ich einiges von dieser Strecke. Bei meiner Ankunft auf dem Stöberhai war ich schon fast enttäuscht, da ich ohne Probleme die erste Hürde genommen hatte. Doch die Natur belächelte mich und zeigte ihre Überraschung auf den weiteren Hügeln und so wurde die Strecke dann doch zu einer würdevollen Trainingseinheit für meine Wanderung zur Zugspitze.
Harzer Bergwald Tourendetails
Start: Parkplatz Bahnsteig Neuhof / Bad Sachsa Somit ist diese Tour auch mit dem öffentlichen Personennahverkehr machbar. Länge: 63 km Höhenmeter: 1600 Stempel der Harzer Wandernadel: 43 alt, 43 neu, 158, 159, 161,220,162 alt, 162 neu, 163, 160, 58, 164, 165, 90, Sonerderstempel Zwei-Länder-Eiche, 167, 166 alt, 166 neu, 192; Download: GPX-Datei | ||
Tiere und kalte Temperaturen begrüßten mich zum Stöberhai
Bei meiner Ankunft am Parkplatz sah ich auf meine Außentemperaturanzeige vom Auto und staunte über 1,5 °C. "Der bissige Südharz" dachte ich mir und lächelte. Natürlich war ich für diese Temperatur nicht mehr ganz ausgerüstet, hatte ich mich doch schon auf T-Shirt und Pullover, also auf Frühling und sommerliche Temperaturen eingestellt. Schon nach wenigen Schritten wurde es durch die eigene Körpertemperatur angenehm. Die Uhr zeigte 06:10 Uhr, als ich den Parkplatz verließ. Es war gerade Sonnenaufgang. Ich ging am Naturpfad entlang. Die Kirschbäume standen in voller Blüte und dufteten herrlich. Zwei Rehe nahmen ihr Frühstück auf einer wilden Wiese ein und ließen sich von mir gar nicht stören. Das Gras stand dort sehr hoch. Ich konnte die Rehe nur erkennen, da sich eines von beiden bewegte. Natürlich blieb ich kurz stehen und beobachtete die Tiere von weitem, aber verhielt mich dabei sehr leise. Der Weg führte an mehreren kleinen Teichen und Tümpeln vorbei. Ich hörte Frösche quaken. "Oh, wie schön...ein Froschkonzert am Weiher" waren meine Gedanken. Schon bald kam ich an Tierweiden vorbei, Kühe und Pferde grasten hier und nahmen ihr Frühstück ein. An der Steinaer Talsperre sprangen Fische und schnappten nach Insekten. Ein Entenpärchen nahm sein Morgenbad. Unterwegs gab es ein Singvogelkonzert vom Feinsten. Etwas weiter höher bestaunte ich die neue Stempelstelle 43 "Hohe Tür" Wasserscheide Elbe-Weser. Beim Umsehen bemerkte ich gerade noch wie, ein Rehbock aus dem Dickicht kam und den Weg kreuzte, den ich nur wenige Minuten zuvor gekommen war. Auf dem Weg zum Hassenstein krakelte ein Eichelhäher. Auf der Steinkappe, es ist der Wanderweg 13 E, stellten sich zwei Hasen zum Spalier auf. Freundlicherweise warteten die beiden, bis ich mein Foto gemacht hatte. Die Hasen begleiteten mich noch ein kleines Stück auf meinem Weg. An der Schutzhütte "Jagdkopf" bestaunte ich den Blick zur Odertalsperre. Ohne Probleme kam ich am Stöberhai an und wunderte mich darüber, dass ich die Steigung so gemeistert hatte. Es wird wohl an den letzten Trainingseinheiten liegen, oder war es die Abwechslung unterwegs? Noch eine weitere Erklärung fand ich: "Da es hier in mehreren Stufen bergauf geht, ist die Steigung nicht ganz so extrem". Darüber kann man jetzt rätseln oder philosophieren, Fakt ist jedenfalls, dass ich etwas von der Wegequalität enttäuscht war. Was aber durch die Erlebnisse und Eindrücke hier hoch entschädigt wurde. Mit dem Stempeleintrag am Stöberhai erhielt ich meinen heutigen ersten Abdruck ins Begleitheft "Harzer Grenzweg".
Entspannt ging es nach Wieda
Von der Stempelstelle "Stöberhai" verlief der Weg zur ehemaligen Funkstation am Stöberhai, die natürlich bei der Runde nicht fehlen darf. Die Geschichte des "Kalten Krieges" gehört halt mit dazu. Ein langer Splittweg führte mich über die Stephanhütte zum Ravensberg. Hier genoss ich die Aussicht über weite Teile des Harzes. Ein Blick bis zum Brocken, Wurmberg und Große Zeterklippe war mir vergönnt. Das Wetter war herrlich, blauer Himmel, kleine Wölkchen am Himmel und viel Sonne. Zur anderen Seite gab es Aussichten zum Bismarckturm Bad Lauterberg, Großer Knollen. Ich hätte noch lange Zeit auf dem Ravensberg bleiben können, nur wäre es dann nichts mehr mit meinem Training geworden, also zog ich weiter. An der "Käthe-Schulken-Hütte" erhaschte ich noch einen weiteren Aussichtspunkt. Über Waldboden und Splittwege ging es zur Schutzhütte Philipsgruß. Ich kam am Märchengrund raus und hörte die Greifvögel von dem dort ansässigen Greifvogelpark. Da die Mittagszeit ran war, suchte ich mir einen Buchenstamm und nahm meine Mittagsmahlzeit ein, die aus einer Scheibe Brot und einem Apfel bestand. Ein Specht bohrte sich in meiner Nähe hörbar in einen der Bäume. Nach der Pause ging ich schön langsam und entspannt weiter. Es war so, als ob mir alles egal war. Ich fühlte mich zu diesem Zeitpunkt so, als würde ich auf einem Spaziergang sein und genoss die Natur. So verbummelte ich Zeit, was ich aber zu Hause als reine Erholungsphase auswertete. Nach weiteren drei Kilometer schaute ich auf die Uhr und mein Navigationsgerät. "Oh verdammt, jetzt hab ich aber schön getrödelt...". Ich winkte ab und begann mein Tempo wieder zu erhöhen. Die Landschaft im Ziegental genoss ich sehr. Sie ist eine typische Südharzlandschaft mit Laubwäldern, Bergen und großen Tälern. Als ich an der "Alten Wache" ankam, hatte ich den Ort Wieda erreicht. Ich kam entspannt und voll motiviert an und beschloss sogleich weiterzugehen.
Ab jetzt zeigt sich das wirkliche Gesicht dieser Tour
Eine Berg - und Talbahn zeichnete sich ab jetzt in diese Tour. Sie war kräftezehrend und durch die langen Splittwege auch sehr mürbe machend. Von der alten Wache ging ich in die Ortschaft Wieda. Von hier aus, über Pflastersteine und Straßen, an dem Fluss Wieda entlang. Nach etwa einem Kilometer ging es hoch zur Kreuztalsklippe. Ein langer Splittweg mit ein paar Rechts- und Linkskurven brachten mich zur Bremer-Klippe. Am Kaiserweg über den Zick-Zack-Weg zur Schutzhütte. Hier war die Aussicht so schön, dass ich eine Getränkepause eingelegt habe. An der Schutzhütte habe ich mich dazu entschieden, dem Waldboden bergauf zu folgen, da ich nicht den gleichen Weg wieder zum Kaiserweg gehen wollte. Baumwurzeln und Humusboden erwiesen sich als Balsam für meine Füße. Nur war die Freude von kurzer Dauer, denn der Waldboden führt nach etwa 300 Metern auf den Kaiserweg, dem ich bis zur Schutzhütte Helenenruh folgte. Bis Philipsgruß sollte es beim Splittweg bleiben. Erst ab der Schutzhütte ging ich wieder auf weichem Waldboden und das bergab in den Ort Zorge. Auch hier nahm ich die Ortschaft mit und durchquerte sie. Das gehört für mich bei so einer Tour dazu. Die Ortschaften im Harz haben etwas besonderes und verdienen ebenso, wie die Waldstücke, besichtigt zu werden. Ganz interessant ist es, wie die Einwohner auf einen so reagieren. Mal erkundigt sich jemand von wo man kommt und was man noch vorhat. Andere schauen einem skeptisch hinterher, so als ob sie dich als Landstreicher verurteilen. Ich lach da mittlerweile drüber. Ich weiß ja auch, warum mich die Leute so anschauen, liegt wohl eher an meinem Aussehen. Ich sehe halt gut aus ;) Und lässt man noch einen Euro in einer der Gaststätten oder Eiscafés, dann bekommt noch ein freundliches Danke, weil die Ortschaften halt von uns Wanderern leben. Der nächste Anstieg kam, ich empfand diesen jetzt gar nicht so schlimm. Zum kleinen Staufenberg führte ein Splittweg hinauf. Laut meiner Planung sollte ich einen Berg gerade hoch, als ich aber davor gestanden habe, lehnte ich dankend ab, und nahm den längeren Weg um den Großen Staufenberg herum in Kauf. Mit kräftigen Schritten ging es bergan zur Schutzhütte Stiefmutter. Getränkepause und kurze Verschnaufpause war hier angesagt. Da ich in meiner Planung den Grenzweg mit einbezog, ging ich von der Schutzhütte etwa 150 Meter zurück, um dann dem Grenzweg zu folgen. "Ah hurra... Waldboden" jubelte ich in Gedanken, nur bis zur Wendeleiche geht es hier richtig gut bergan. Zwischendurch noch ein kleines Telefongespräch mit Thomas Schmidt, wir unterhielten uns über die Wanderung von Harzer Bergwald für Vatertag. P.S.: Thomas weißt du noch? Hier sagte ich dir, dass ich schon 46 km auf dem Tacho hatte :). Von der Wendeleiche verlief der Weg bergab. Ab der nächsten Kreuzung ging ich kurzzeitig auf dem ehem. Kolonnenweg. Lochbetonplatten mit Längsschlitzen. Aber schon bald bekamen meine Füße wieder Waldhumusboden zu spüren, den sie bis zur Schutzhütte Roter Schuss genießen durften. Die Aussicht von hier war umwerfend. Der Himmel war immer noch sehr klar und erlaubte eine Sicht über Ellrich und einen Teil von Walkenried. Über Pfaffenborn ging es, über Schleichwege, zur Zwei-Länder-Eiche. Hier passierte etwas, worüber ich heute noch lachen muss. Ich kämpfte mich den Hügel hoch, war glücklich auch diesen geschafft zu haben. Laut meinem Navigationsgerät hätte ich genau vor der Sonderstempelstelle stehen müssen. Stand ich auch.... Hätte nur mal zur richtigen Seite schauen sollen. ;) Ich hatte überall hingeschaut, nur nicht zu meiner linken Schulter. So suchte ich die Sonderstempelstelle, und machte dadurch einen kleinen Umweg, den ich mir hätte sparen können. Als ich den Stempelkasten nicht fand, drehte ich um und blieb auf dem Grenzweg, nach etwa 100 Metern stellte sich mir die Stempelstelle "Zwei-Länder-Eiche" mitten in den Weg. Ja so kann es gehen ...
Das Ende in Sicht
In Ellrich hatte ich mich dann noch verlaufen, bzw. einen unfreiwilligen Umweg gemacht. Anstatt einfach der Straße zu folgen, bog ich in die Felder ein, da sie so schön blühten. Ja, ihr lacht. Ich ließ mich tatsächlich von dem Duft der Frühlingsblumen auf einen falschen Weg leiten. Erst als ich schon mitten auf einer Tierweide stand und von einem Zaun umgeben war, schaute ich auf mein Navi und bemerkte meinen Fehler. So schlenderte ich durch den Ort bis ich wieder auf Kurs war. Ich überquerte Eisenbahnschienen und erfreute mich über den Pontelteich. Die Sonne glitzerte über das Wasser und ich machte ein Foto. Ich denke, es ist eines meiner schönsten Bilder, die ich je gemacht habe. Der Karstwanderweg führte mich zum Hexentanzplatz. Der Regionalzug fährt hier unter einem, in einem Tunnel hindurch. Zu diesem Zeitpunkt fuhr gerade einer der Züge durch den Tunnel. Ich ging oberhalb vom Itelteich in Richtung Walkenried. Hier bestaunte ich das Kloster von außen. Auch das Feuerwehrhaus imponierte mir sehr. Im Röseteich badeten Schwäne und zwei Angler loteten die Wassertiefe aus. Über den Höllstein verlief der Weg zur Sachsen-Eiche. Von dort aus zur Helbing Hütte und zur Sachsenstein-Klippe. An der Schutzhütte Sachsenstein-Hütte war das Ziel, Bahnsteig Neuhof, schon in Sicht. In Neuhof war ein Fußballturnier im Gange und es roch lecker nach Gegrilltem. Am historischen Gipsbrennofen holte ich mir meinen letzten Stempel des Tages. Von dort ging es auf direktem Weg zum Parkplatz, wo mein Silberblitz schon sehnsüchtig auf mich wartete.
Fazit:
Ich erreichte um 20:45 Uhr mein Auto und war zwar kaputt und müde, aber seelisch ging es mir bestens. Auch hatte ich, selbst einen Tag später, keine Schmerzen oder Blessuren. Mir ging es einfach spitzenmäßig. Mein Ziel, die Zugspitze zu Fuß zu erreichen, rückt immer näher. Ich fühle mich sehr gut in Form. Die nächsten Touren werden noch einiges an Kondition abrufen. Am 13. Mai geht es über den Harzer Grenzweg, der von 2006 bis 2009 gültig war. Er ist mit 60 Kilometer angegeben und führt über den Hirtenstieg auf den Brocken. Danach kommt sehr viel Kolonnenweg. Bin schon sehr gespannt darauf.
Den nächsten Teil gibt es nach der Grenzwegbegehung.
Bis dahin also.... Thomas Riekeberg
Komoot-Karte zur Tour:
Zugehörige Teile dieses Artikels: | ||
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben!